Pränatale Prägung

von | 12/2021 | Schwangerschaft, Kinderwunsch

Vielleicht hast du schon mal etwas von der pränatalen Programmierung oder Prägung gehört. Dieser Begriff sagt aus, dass dein Lebensstil während der Schwangerschaft Auswirkungen auf den lebenslangen Gesundheitszustand deines Kindes hat. Wie das im Detail funktioniert, überlassen wir den Wissenschaftlern; ich habe für dich die Eckpunkte herausgearbeitet.

Hintergründe

Seit über 3 Jahrzehnten sind die Mechanismen der pränatalen Prägung und die Empfehlungen, die sich daraus ableiten lassen, Gegenstand der Forschung. Man weiß mittlerweile, dass der Lebensstil beider Elternteile zu Veränderungen am Erbgut (der DNA) des Kindes führt, die wiederum langfristige Auswirkungen auf die Organfunktionen haben.

Bei ungünstigem Lebensstil können diese Veränderungen dafür verantwortlich sein, dass das Kind im Erwachsenenalter einmal am sog. Metabolischen Syndrom erkrankt. Das Metabolische Syndrom ist die Hauptursache für Todes- und Erkrankungsfälle in der entwickelten Welt und Schwellenländern. Zu den Hauptmerkmalen gehören die Insulinresistenz, aus der sich der Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt, sowie Übergewicht. Weiterhin vervollständigen veränderte Blutfette und Bluthochdruck das Bild.

Wenn sich die Umgebung im Mutterleib von der „Welt da draußen“ unterscheidet

Vielleicht denkst du dir, das sind ja vorrangig Erkrankungen, die nur Übergewichtige treffen? Auch, aber nicht nur. Als übergewichtige Mama gibst du diese „schwere“ Information auch an dein Kind weiter, die Gene sind quasi auf Übergewicht programmiert. Das passiert auch, wenn du an nicht behandeltem Schwangerschaftsdiabetes leidest oder während der Schwangerschaft übermäßig an Gewicht zunimmst.

Interessant wird es aber erst, wenn du untergewichtig bist und während der Schwangerschaft nicht genug Nahrung zu dir nimmst. Oder wenn du eine sehr einseitige Ernährung verfolgst, die zwar genug Energie, aber nicht alle wichtigen Nährstoffe beinhaltet. Dann wird dein Kind zu klein sein für das jeweilige Schwangerschaftsalter, wenn es zur Welt kommt. Der Organismus des Kindes wird im Mutterleib an diese Mangelsituation angepasst. Zum Problem wird das allerdings erst, wenn das Kind in unsere Welt des Überflusses geboren wird. Wo Nahrung und somit Energie in Massen vorhanden ist. Dann kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen der pränatalen und postnatalen Umgebung. Der Mangel, auf den dein Kind während der Schwangerschaft vorbereitet wurde, steht dem plötzlichen Überfluss gegenüber. Mit dieser Situation kommt der Organismus des Kindes nicht mehr zurecht. Die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter an den Folgen des metabolischen Syndroms zu erkranken, steigt enorm.

Was kannst du tun, um dein Kind zu schützen?

Es wird dich nicht besonders überraschen, wenn ich sage, dass du dich ausgewogen und vielfältig ernähren solltest. Immer wieder höre ich den Satz „Wenn man schwanger ist, darf man essen worauf man Lust hat!“.
Sicher, wenn du zu den Mamas gehörst, die unter starker Schwangerschaftsübelkeit leiden, bleibt dir manchmal nichts anderes übrig als zu essen, worauf du endlich mal Appetit hast.

Für alle anderen Mamas gilt besonders während der Schwangerschaft: die Mahlzeiten dürfen so bunt und abwechslungsreich wie möglich sein. Besonders ballaststoffreiche Lebensmittel (Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse) sind wichtig, weil diese als Nährstoff für unsere Darmbakterien gelten. Wenn du deine guten Darmbakterien mit einer einseitigen, hoch verarbeiteten Ernährung aushungerst, steigt für dein Kind das Risiko entzündliche Erkrankungen zu entwickeln.

Auch ist es wichtig, dass du versuchst dein Stresslevel zu reduzieren. Kinder von Müttern, die mit einem hohen Stresspegel durch die Schwangerschaft gegangen sind, sind ebenfalls im Erwachsenenalter anfälliger für diverse Erkrankungen.

Und zu guter Letzt: Sport oder Bewegung. Wenn du bereits vor der Schwangerschaft sportlich aktiv warst und dein Frauenarzt nichts dagegen hat, tut es dir und besonders deinem Kind gut, weiterhin in Bewegung zu bleiben. Auch als unsportliche Mama darfst du gerne regelmäßig spazieren gehen oder es vielleicht mal mit Schwimmen probieren.
Somit gibst du deinem Kind „sportliche Gene“ mit, von denen es lange profitieren wird.

Auch der Papa ist in der Verantwortung

Ja, dein Partner trägt genau so wie du zu dem gesunden Lebensweg eures Kindes bei. Ein übergewichtiger und/oder rauchender Vater wird mit der späteren Entwicklung von Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung gebracht. Das sind zwei Baustellen, die dein Partner bereits bei bestehendem Kinderwunsch in Angriff nehmen kann und nicht erst, wenn du schon schwanger bist.

Zusammenfassung

Wie du und dein Partner leben, hat Auswirkungen auf den lebenslangen Gesundheitszustand eures Kindes. Mehr denn je sind eine vielseitige und ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie ein geringes Stresslevel von großer Bedeutung. Auch für deinen Partner ist es wichtig, auf Zigaretten, Shishas u. ä. zu verzichten und ein Gewicht im Normbereich anzustreben. Euer Kind wird bis ins hohe Alter von euren Bemühungen profitieren.

Du möchtest etwas ändern?

Du befindest dich auch gerade in der Familienplanung und möchtest deine Ernährung anpassen? Dann melde dich gerne bei mir. Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu begleiten.

Literaturquellen

„Intrauterine programming of obesity and type 2 diabetes.“ Fernandez-Twinn et al.; Diabetologia (2019)
„Epigenetic programming and fetal metabolic programming.“ Zu et al.; frontiers of Endocrinology (2019)
„Epigenetics and in utero acquired predisposition to metabolic disease.“ Deodati et al.; frontiers in Genetics (2020)